Derya Yildirim
photo © Katja Ruge
Die Hamburger Musikerin Derya Yıldırım wuchs auf der Veddel auf und ist seit einigen Jahren die Speerspitze des türkisch-europäischen Crossover. Die Multi-Instrumentalistin erlernte von Kindesbeinen an Klavier, Gitarre, Ud, Saxofon und Bağlama. Von 2013 bis 2016 studierte sie an der Hamburger Musikhochschule und schloss Anfang 2020 ihr Studium im Fach Bağlama bei Taner Akyol an der Universität der Künste in Berlin ab.
Yıldırım arrangiert die reiche traditionelle türkische Poesie immer wieder neu und führt sie in die Zukunft, ohne dabei das Bewusstsein für die Vergangenheit zu verlieren.
Um die junge mittlerweile in Berlin lebende Musikerin hat sich eine trans-kontinental besetzte Band gebildet, Derya Yıldırım & Grup Şimşek. Die Symbiose aus anatolischer Volksmusik, modernen Grooves und Andeutungen von Psychedelia, Jazz und Funk wurde bereits als „neue deutsch-anatolische Psycho-Pop-Sensation“ gefeiert (Junge Welt).
Zwei Jahre nach dem Erfolg des Debütalbums „Kar Yağar“ (Es schneit), erscheint im Juni 2021 das neue Album „Dost 1“ (Freund), der erste Teil von zwei neuen Alben.
Der Klangturm Veddel ist insofern ein emotionales und sensibles Projekt für Yıldırım, weil der zu bespielende Ort eine besondere Schnittstelle in ihrer musikalischen Laufbahn bildet. Sie und Grup Şimşek gründeten sich nämlich in der Kirche auf der Veddel im Rahmen des New Hamburg Festivals 2014.
Als Künstlerin bringt Yıldırım ihren persönlichen Zugang zur anatolischen Volksmusik auf diverse Bühnen – von Clubs über Theater bis hin zu Kinos, um so eine Trans-traditionelle Musik auf europäischen Konzertbühnen zu entwickeln.
Yıldırım tourt europaweit in über 10 Ländern und trat live bei BBC Radio 3, France Inter, Euronews und dem Konzertprogramm des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte auf. Sie teilten sich die Bühne mit Künstlern wie Selda Bağcan oder der türkischen Psycho-Legende Baba Zula und traten auch im renommierten Istanbuler Zorlu Club auf.
Der Vielfältigkeit in ihrer musikalischen Arbeit sind keine Grenzen gesetzt - so entwickelte Derya Yıldırım auch gemeinsam mit dem Produzenten Tobias Levin und dem DJ / Kurator Sebastian Reier die Musik für das Hörspiel "Gülden's Schwester“ (Bayerischer Rundfunk) von Björn Bicker, welches von der Deutschen Akademie für Darstellende Künste zum Hörspiel des Monats Juli 2020 gekürt wurde.
Außerdem entwickelte Yıldırım gemeinsam mit Annika Kahrs eine 7-Kanal Soundinstallation mit Texten von Duygu Ağal im Bieberhaus (Okt — Dez. 2020), „sesin melodim, seslerin yankım benim deine stimme ist mein klang ist dein geräusch ist mein echo“. Ein Audio-Portrait basierend auf Klang-Erinnerungen und akustischen Persönlichkeiten von Yıldırıms Familienmitgliedern wurde in eine komplexe Soundinstallation übersetzt, in der sich Musik als inszenierender Träger von Erinnerung und generationsübergreifendes Verbindungsglied versteht.
Seit 2014 verbindet sie eine enge musikalische Freundschaft mit „Ensemble Resonanz“, einem der führenden Kammerorchester weltweit. Die Zusammenarbeit wurde durch das Projekt „Derya´s Songbook“ intensiviert, in dem sie einen neuen Liederzyklus erschaffen, der anatolische Volkslieder mit neuen Kompositionen und popkulturellen Einstellungen kombiniert.
Neben ihren Aktivitäten als Musikerin hat Derya Yıldırım eine eigene Radioshow beim unabhängigen community Radio am Tempelhofer Feld in Berlin (thf-Radio). bağlama_spezial.mp3.
Über diesen digitalen Weg versucht sie, der Bağlama und der anatolischen Musik einen Raum zu geben, damit sie auch zu den entlegensten Orten vordringt und sich etabliert.
Denn für Derya Yıldırım ist die Bağlama „wie ein guter Weggefährte“ und die Musik „ein Vermittlungsinstrument, welches sie vorantreibt“.